Auf den Spuren Wannenmachers am 2.11.2013 in Elchingen und Nersingen
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Auf den Spuren des Malers Joseph Wannenmacher in Straß, Unterfahlheim, Thalfingen und Oberelchingen
Die Kirche St. Johann Baptist in Straß wurde 1746-1748 unter dem Elchinger Abt
Amandus Schindele durch den Baumeister Johann Baptist Wiedemann aus Elchingen nach Abriss der alten
Kirche neu errichtet.
Die Deckengemälde, die Bilder an der Empore und die Bilder der Seitenaltäre
sind die Erstlingswerke von Joseph Wannenmacher aus Tomerdingen. Seine Fresken und Tafelbilder zeigen
die beiden Kirchenpatrone Johannes der Täufer und Johannes Evangelist.
Das Deckenfresko im Langhaus zeigt wie Johannes der Täufer am Jordan predigt.
Auf einem Felsblock zu Füßen des Johannes finden wir die Signatur
'Josephus Wannenmacher de Tomerdingen invenit et pinxit 1747'.
Im Fresko der Chordecke werden die beiden Kirchenpatrone auf Wolken schwebend von Engeln
zu Maria und der Dreifaltigkeit emporgetragen.
Die Emporenbrüstung ist in drei Felder aufgeteilt. Die Themen der drei Bilder sind Mariä Verkündigung,
Mariä Heimsuchung und die Geburt Johannes des Täufers.
Die Ölbilder der beiden Seitenaltäre zeigen Jesus beim letzten Abendmahl und
die Abnahme des Leichnams Jesu Christi vom Kreuz.
Das Altarbild in der Unterfahlheimer Dreifaltigkeitskapelle wurde 1760 von Joseph Wannenmacher gemalt.
An der Kapellendecke ist ein ebenfalls Wannenmacher zugeschriebenes Bild zu sehen:
Johannes der Täufer predigt am Jordan.
Das Werk - ein Modellbild für ein Deckenfresko- stammt aus einem Privathaus in Unterelchingen.
Es wurde erst 1988 nach aufwendiger Restaurierung an die Decke der Kapelle übertragen und mit
einem Stuckrahmen verziert.
Die Kirche St. Laurentius in Thalfingen kam 1252 durch Schenkung vom Augsburger Bischof Hartmann
zum Kloster Elchingen. Die gesamte Kirche wurde 1751-1752 unter
Abt Amandus Schindele erneuert und von Joseph Wannenmacher ausgemalt.
Das mit 'Joseph Wannemacher invenit et pinxit 1751' signierte
große Deckenfresko im Hauptschiff der Kirche stellt das Martyrium des Hl. Laurentius dar.
Der Kirchenpatron der Thalfinger Kirche war in Rom als Archidiakon für die Verwaltung von Kirchenvermögen
zuständig und sollte nach der Enthauptung von Papst Sixtus II durch Kaiser Valerian den Kirchenschatz
herausgeben.
Da Laurentius dem nicht nachkam, sondern das Vermögen an die Gemeindemitglieder verteilte,
wurde er gefoltert und auf einem glühenden Rost umgebracht.
Im Deckenfresko des Chors blicken Apollonia, Laurentius -mit Palmenzweig und Feuerrost in den Händen- sowie
St. Georg und Antonius von Padua auf Wolkenbänken schwebend bittend nach oben zur heiligen
Dreieinigkeit.
Die Emporenbrüstung ist wie in Straß auch hier dreigeteilt.
Im linken Feld besucht Laurentius Papst Sixtus im Gefängnis.
Im mittleren Feld begegnet Laurentius Papst Sixtus auf dessen Weg zur Hinrichtung und wird vom Papst
mit der Verwaltung des Kirchenvermögens beauftragt.
Im dritten Feld steht Laurentius vor dem kaiserlichen Richter.
Statt die Kirchenschätze zu übergeben zeigt er auf eine Schar von Armen und Kranken und bezeichnet sie
als den 'wahren Schatz
der Kirche'.
Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Oberelchingen wurde 1142 als dreischiffige romanische Basilika
errichtet. Bei einem Brand im Jahr 1773 wurden der Vierungsturm und der östlichen Teil Kirche zerstört.
Der von Abt Robert I. Koch eingeleitete Wiederaufbau der Kirche fiel von 1773 bis 1784 in eine Zeit,
in der sich der Baustil änderte. Der Chorraum wurde vom Baumeister Joseph Dossenberger
noch im Stil des Spätrokoko erstellt, das Hauptschiff wurde klassizistisch ausgestaltet.
Die Altäre und Skulpturen stammen von Johann Michael Fischer.
Mit der Ausmalung der Kirche wurde Joseph Wannenmacher beauftragt. Er war mit seinen dunkel gehaltenen
barockalen Fresken fast fertig, als der Konvent des Klosters auf die im 'neuen' Stil gehaltenen Arbeiten
von Januarius Zick in der Klosterkirche Wiblingen aufmerksam wurde. Zicks frühklassizistisch-heller Stil überzeugte so sehr, dass
Wannenmachers Malerei fast vollständig entfernt wurde und Januarius Zick mit der Neuausmalung der Kirche
beauftragt wurde.
Von Wannenmacher sind noch zwei Wandfresken mit den Motiven 'Verzückung der hl. Gertrud'
und 'Walburga hilft und heilt' aus seiner ersten Schaffensperiode vor dem Brand in der Klosterkirche zu
finden. Die Gemälde sind leider hinter den beiden von J. Zick gemalten Altarblättern der Seitenaltäre
S.Gertrudis und S.Walburga versteckt.
In der Sakristei sind von Wannenmachers zweiten Schaffensperiode in der Klosterkirche ein Deckenfresko
und eine ausgemalte Nische erhalten.
Wannenmachers Thesenbild vom Jahr 1773 zeigt die weltlichen Stifter des Klosters
Herzog Konrad von Sachsen mit Lucia und Albert von Ravenstein mit Berta.
In der oberen Bildmitte sehen wir das Elchinger Gnadenbild, die rotgewandete Siebenschmerzensmutter.
Aus dem Jahr 1775 stammt die von Joseph Wannenmacher gestaltete Elchinger Handwerkerfahne. Dieses
kulturhistorisch wertvolle Objekt musste dringend restauriert werden. Die wahre Schönheit der Fahne
kann auf einer Kopie bewundert werden. Auf der einen Seite sieht man die Heilige Familie bei der Arbeit,
auf der anderen Seite sind Wappen und Handwerkerzeichen zu sehen.
Die zur Fahne gehörenden drei Zunftleuchter enthalten auf den dreiseitigen Wappenschildern
die Zeichen der zu den drei Zünften gehörenden Handwerker.
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Straß: Predigt Johannes des Täufers
Straß: Johannes in himmlischer Glorie
Unterfahlheim: Johannes der Täufer
Thalfingen: Martyrium des Hl. Laurentius
Thalfingen: Himmlische Fürbitter
Thalfingen: Fresken der Emporenbrüstung
Oberelchingen: Thesenbild von 1773
Oberelchingen: Kopie der Zunftfahne
Zunftleuchter von Joseph Wannenmacher
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Literatur:
Michel Reistle: Joseph Wannenmacher ein schwäbischer Kirchenmaler des
18. Jahrhunderts und sein Verhältnis
zum Bildhauer Wenzinger; EOS-Verlag St. Ottilien, 1990