Auf den Spuren Wannenmachers am 9.5.2015 in Schwäbisch Gmünd

Auf den Spuren des Malers Joseph Wannenmacher in Schwäbisch Gmünd

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde außerhalb der Stadtmauern Gmünds ein Aussätzigen- und Siechenheim gegründet.
1341 erhielt dieses Siechenspital eine eigene Kaplanei mit der im romanischen Stil erbauten Kapelle St. Katharina.
Sie wurde 1749 bis 1753 umfangreich umgestaltet, mit Stuck barockisiert und 1753 von Joseph Wannenmacher mit den Themen Leiden Christi und Leiden der Hl. Katharina ausgemalt.
Der Gottesdienstbetrieb in der Spitalkapelle wurde 1804
im Rahmen der Säkularisation eingestellt und das Gebäude zweckentfremdet.
Die in einem äußerst schlechten Zustand befindliche Kirche wurde schließlich 1998-1999 umfangreich saniert.
Einige der Fresken müssen so stark beschädigt gewesen sein,
dass einige Bildteile nicht mehr dem Original Wannenmachers entsprechen.
Heute wird die Kirche hauptsächlich von der rumänisch-orthodoxen Gemeinde genutzt.

Das 1753 von J. Wannenmacher gemalte Fresko der Chordecke zeigt Katharina als Prinzessin vor der Madonna mit Jesuskind, der ihr einen Ring als Zeichen mystischer Vermählung reicht.
Im östlichen Fresko der Langhausdecke steht die als Prinzessin gekleidete Katharina von Alexandrien vor dem Thron von Kaiser Maxentius im Streitgespräch mit den gelehrtesten Männern aus dem Reich des Kaisers.
Das westliche Deckenbild zeigt die Enthauptung der hl. Katharina: Ihr Haupt liegt abgeschlagen am Boden, der Restkörper kniet mit zum Gebet aneinander gelegten offenen Handflächen auf der Richtstätte.

Im linken Bild an der Chorstirnwand umarmt Jesus mit Tränen
in den Augen seine Mutter, um sich nach Jerusalem zu verabschieden.
Im rechten Wandfresko ist die Agonie Christi im Garten Gethsemane dargestellt: der ohnmächtig zusammenbrechende Jesus wird von einem Engel gestützt.

Im Kirchenschiff sind auf vier Wandfresken Christus an der Geißelsäule, bei der Dornenkrönung, bei der Kreuztragung und bei der Kreuzigung dargestellt.

Das Franziskanerkloster wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet und ist damit das älteste Gmünder Kloster. Die zugehörige Franziskanerkirche war ursprünglich romanisch, wurde aber später gotisch umgestaltet.

Anfang des 18. Jahrhunderts wurden das Kloster und die Klosterkirche im Stil des Barock umgebaut.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben.
1971 wurden die Gebäude von der katholischen Kirchengemeinde erworben und zum Gemeinde- und Verwaltungszentrum
umgestaltet.

Der Hochaltar stammt aus dem Jahr 1751. Er wurde von Dominikus Zimmermann -der zusammen mit seinem Bruder die prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche auf der Wies erbaute- im Stile des Rokoko errichtet. Der Baldachinaltar wird von sechs Säulen getragen und zeigt in der Mitte über dem Tabernakel auf der Weltkugel stehend die 'Maria vom Siege'.

Ab 1748 malte Joseph Wannenmacher im Auftrag des Elchinger Abtes Amandus Schindele in der Elchinger Abteikirche.
Auch zu dieser Zeit kamen viele Gmünder -angeführt von den Franziskanern- als Wallfahrer zum 'Hohen Umgang' nach Elchingen und lernten dabei die neuen Gemälde Wannenmachers kennen. Aufgrund alter Beziehungen Gmünds zum Benediktinerkloster Elchingen und den Berichten dieser Wallfahrer dürfte Wannenmacher den Auftrag für die Ausmalung der Klosterkirche der Franziskaner erhalten haben.

Seine 1752-1753 entstandenen Deckengemälde stellen im Chor die Maria Immaculata und im Langhaus Stationen aus dem Leben des heiligen Franziskus dar.
Der Chorjochfresken-Zyklus zeigt im großen Hauptbild die sinnbildliche Darstellung der Lehre von der unbefleckten Empfängnis der Mutter des Erlösers mit der Inschrift 'MATER DEI SINE LABE CONCEPTA'. Ergänzt wird das Bild durch drei kleinere Fresken auf denen die drei Göttlichen Tugenden Liebe, Glaube und Hoffnung dargestellt sind. In seitlichen Bogenfeldern über dem Hochaltar sind den Themen Mariä Verkündigung und Mariä Heimsuchung gewidmet.

Kirchenpatron ist Franziskus von Assisi. Im Hauptbild in der Mitte der Kirchenschiffsdecke wird der hl. Franziskus umgeben von Engeln auf dem himmlischen Thron dargestellt. Die kleineren Fresken zeigen die Himmelfahrt von Franziskus sowie seine Aufnahme unter die Heiligen.

Die von Wannenmacher 1753 gemalten Fresken der Orgelemporenbrüstung gelten dem Lob Gottes durch Musik:
Davids Tanz vor der Bundeslade, ein Engelskonzert mit der hl. Cäcilia an der Orgel und Jephtas Tochter, die ihrem Vater mit Gesang und Tanz entgegen kommt.

Die aus dem 14. Jh. stammende St. Leonhardskirche wurde 1776 bis 1779 durch den Baumeister Johann Michael Keller umfangreich barockisiert. Die Stuckkateursarbeiten übernahm Laurentin Hieber aus Neresheim.
Der barocke Hochaltar wurde 1717 vom Bildhauer Johannes Felderer erbaut.

Die umfangreichen St. Leonhard gewidmeten Bilder wurden von Joseph Wannenmacher unter Mithilfe seines Sohnes Franz Joseph im Jahr 1776 gemalt.
Ein Wandbild Wannenmachers wurde zu Beginn des 19. Jh. überweißelt, Teile der Deckenfresken brachen ab und erst größere Restaurierungsarbeiten von 1906 bis 1907 haben dazu
beigetragen, dass die heutige Friedhofskapelle ihre Besucher tief beeindruckt.

Das Deckenfresko im Langhaus ist deutlich dreigeteilt. In der östlichen Hälfte ist rechts die Himmelfahrt Mariens mit den Aposteln am Grab dargestellt. Links davon sehen wir wie der heilige
Leonhard als Benediktinerabt auf einer Wolkenbank sitzt und von den Gefangenen auf Erden und Armen Seelen im Fegefeuer angerufen wird.
Der westliche Teil zeigt die Auferweckung des Lazarus:
Jesus kommt mit seiner Begleitung heran und ruft Lazarus aus dem Grab.
In der strahlenden hellen Mitte des Bildes sehen wir die Heilige Dreifaltigkeit umgeben von Wolken, Engeln und Putten.

Auf acht Medaillons, die das Deckenfresko an der Langhausdecke umrahmen, hat Wannenmacher die christlichen Tugenden durch allegorische Frauengestalten dargestellt.
Fides, der Glaube wird symbolisiert durch Tiara und Handkreuz; Spes, die Hoffnung ist am Anker erkennbar; Caritas, die Liebe wird durch ein pfeildurchbohrtes, brennendes Herz gekennzeichnet; Prudentia, die Klugheit wird mit Spiegel und Schlange präsentiert; Justitia, die Gerechtigkeit wird durch Königskrone, verbundene Augen und Waage verkörpert; Temperantia, die Mäßigung/Beherrschung erkennt man am überlaufenden Becher; Fortitudo, die Tapferkeit/Unerschrockenheit wird mit Helm, Lanze und Lorbeerzweig illustriert; Gratia divina, die Göttliche Gnade wird durch ein Füllhorn charakterisiert.

Ein großes Fresko in einem vergoldeten Stuckrahmen mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts nimmt fast die gesamte Westwand von St. Leonhard ein.
Hoch am Himmel, auf einem Regenbogen über der Weltkugel sitzend, erscheint Jesus als Weltenrichter. An seiner Seite sind Maria und Josef sowie Johannes der Täufer.
Eine Stufe tiefer folgen die Apostel. Darunter blasen Engel mit ihren Posaunen in die vier Himmelsrichtungen.
Auf der zerbrechenden Erde steht der Erzengel Michael mit Flammenschwert und Seelenwaage.
Zu seiner Rechten entsteigen die Seligen von Engeln geleitet ihren Gräbern. Der zugehörige Text aus Matthäus 25,34 in der Kopfkartusche lautet in unsere heutige Sprache übersetzt:
'Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch
bestimmt ist.'
Zur Linken des Erzengels erwachen die Verdammten und werden von Teufeln in die Hölle getrieben.
Im unteren Schild lesen wir den dazugehörenden Text aus Matthäus 25,41. Übersetzt in unsere Zeit heißt es dort:
'Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist.'

Das Fresko an der linken Chorseitenwand zeigt einen Engel, der einem Kind den schmalen, steilen Weg zur Himmelspforte zeigt.
Im Bild auf der rechten Chorseitenwand wird Maria, die als Himmelskönigin über den Wolken auf der Erdkugel steht, als Fürbitterin der Armen Seelen dargestellt.
Im Deckenfresko des Chorgewölbes hat Wannenmacher die Auferstehung Christi von den Toten dargestellt. Die das Bild umgebenden vier Medaillons symboliseren den Tod, die Auferstehung, den Himmel und die Hölle.


Chor der Kapelle St. Katharina
Schwäbisch Gmünd: Chor St. Katharina

Hl. Katharina vor Kaiser Maxentius J. Wannenmacher
'Prinzessin' Katharina vor Kaiser Maxentius

St. Katharina Schwäbisch Gmünd: Abschied Jesus von Maria
Kapelle St. Katharina: Abschied von Maria

St. Katharina Schwäbisch Gmünd: Geißelung Christi
Kapelle St. Katharina: Geißelung Christi

Franziskanerkirche: Blick zum Altar
Schwäbisch Gmünd: Franziskanerkirche

Franziskanerkirche: Maria Immaculata
Franziskanerkirche: Maria Immaculata

Franziskanerkirche: Verdienste des hl. Franziskus
Hl. Franziskus auf himmlischem Thron

Franziskanerkirche: Aufnahme des Franziskus unter die Heilige
Franziskus: Aufnahme unter die Heiligen

Franziskanerkirche: Jephtas Heimkehr auf rechter Emporenbrüstung
Franziskanerkirche: Jephtas Heimkehr

Schwäbisch Gmünd Friedhofskapelle St. Leonhard
Schwäbisch Gmünd: Leonhardskapelle

Schwäbisch Gmünd Friedhofskapelle St. Leonhard Deckenfresko
St. Leonhard: Hauptschiffdeckenfresko

Schwäbisch Gmünd Friedhofskapelle St. Leonhard: Das Jüngste Gericht
Leonhardskapelle: Das Jüngste Gericht

Schwäbisch Gmünd Friedhofskapelle St. Leonhard: Auferstehung Christi
Leonhardskapelle: Auferstehung Christi


   Literatur:
   Michel Reistle: Joseph Wannenmacher ein schwäbischer Kirchenmaler des 18. Jahrhunderts und sein Verhältnis
   zum Bildhauer Wenzinger; EOS-Verlag St. Ottilien, 1990