Auf Wannenmachers Spuren am 12.4.2014 in Tomerdingen, Scharenstetten
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Auf den Spuren des Malers Joseph Wannenmacher in Tomerdingen und Scharenstetten
Die aus der karolingischen Zeit stammende Martinskirche in Tomerdingen wurde von Papst Honorius III.
im Jahr 1125 urkundlich als 'capellam Sti martini' erwähnt.
Im Jahr 1142 schenkten Luitgart und ihr Gemahl Markgraf Konrad von Meißen ihr ererbten Besitztümer
in Tomerdingen dem Kloster Elchingen.
Ab dem Jahr 1335 gab es in Tomerdingen zwei Pfarreien: Die zur Ulmer Deutschordenskommende gehörende
Liebfrauenpfarrei und die elchingische Martinspfarrei, die 1674 nach Dornstadt verlegt wurde.
Die unter Denkmalschutz stehende Martinskirche ist heute im Besitz der Gemeinde Dornstadt.
Sie wurde durch die Gemeinde und einen Förderverein aufwendig saniert und wird für Gottesdienste der
evangelischen Gemeindemitglieder sowie für Konzerte, Hochzeiten und Feste und genutzt.
Die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt wurde im Jahr 1843 geweiht und ersetzte die zuvor
abgerissene Marienkirche.
Im Jahr 1722 wurde der berühmteste Sohn des Ortes, der Barock- und Kirchenmaler Josef Wannenmacher
in Tomerdingen geboren.
Belege zeigen, dass Wannenmacher mit kleineren Arbeiten für beide Kirchen in Tomerdingen beauftragt wurde.
Heute finden wir aber nur noch wenige Objekte in den Kirchen seines Geburtsortes. In der Martinskirche
hängt das Ölgemälde 'Mariä Verkündigung', das 2003 bei einer Auktion in München vom Alb-Donau-Kreis ersteigert
wurde.
In der unteren Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist das Leinwand-Ölgemälde
'Vater Benedikt empfängt die Ordensregel vom Himmel' aus dem Jahre 1767 an der Decke der Taufkapelle zu
sehen.
In Scharenstetten steht die sehenswerte Laurentiuskirche. Die Kirche wurde erstmals 1260 urkundlich
erwähnt. Kirchturm und Chorraum stammen aus dem 11. Jahrhundert, das Kirchenschiff in seiner jetzigen Form
ist wahrscheinlich erst 200 Jahre alt. Bei Renovierungsarbeiten wurden 1958 im Chorraum Wandmalereien aus dem
14. Jahrhundert freigelegt, unter anderem eine Kreuzigungsszene und das Martyrium des Kirchenpatrons
Laurentius.
Der um 1450 gefertigte wertrvolle Altar ist der einzige aus der Ulmer Multscher-Werkstatt, der noch komplett
erhalten ist. Er stand ursprünglich im Ulmer Münster, wurde aber 1531 -nachdem sich die Ulmer in einem
Bürgerentscheid zum Protestantismus bekannt hatten- mit vielen anderen Altären entfernt und
in ein Ulmer Magazin ausgelagert.
Von dort kam er 1760 aufgrund einer Nachfrage beim Ulmer Pfarrkirchenbaupflegeamt als Ersatz für einen
maroden Altar in die Laurentiuskirche.
1767 holten die Scharenstetter den inzwischen wohlbekannten Barockmaler Joseph Wannenmacher aus dem
Nachbarort Tomerdingen zur Ausgestaltung in die Laurentiuskirche.
Seine 18 Gemälde eines Apostelzyklus, ein Abendmahlölbild sowie eine Kreuzigungs- und Mosesdarstellung
prägen heute zusammen mit dem Altar den Innenraum der Kirche.
Im Abendmahlbild am Multscheraltar der Laurentiuskirche sitzt Jesus mit den 12 Jüngern an einer Tafel und
reicht seinem Nachbarn Petrus die Hostie. Wannenmacher hat es an der Sitzbank mit 'Iosephus Wannenmacher
jnvenit et pinxit 1767 signiert'.
Der Kirchenpatron S.Laurentius ist auf einem Ölbild mit einfachem Holzrahmen dargestellt. In einem Schriftband
am unteren Rand lesen wir: 'S.Laurentius.Patronus Ecclesiae . Jos. Wanenmacher.f.1767'.
Auf den weiteren Bildern sind Jesus Christus, die Evangelisten und die Apostel dargestellt.
Auf Wannenmachers Ölgemälde aus dem Jahr 1768 sehen wir Moses, der auf eine Stange weist, die von einer
bronzefarbenen Schlange umwunden ist und rote Schlangen, die auf das verzweifelte Volk Israel fallen.
Ein ebenso großes Bild aus dem gleichen Jahr zeigt die Kreuzigung Christi.
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Tomerdingen: Ordensregeln für Benedikt
Tomerdingen: Ölbild Mariä Verkündigung
Scharenstetten: Altarpredella Abendmahl
Scharenstetten: Kirchenpatron Laurentius
Scharenstetten: S. Matthias, S. Judas
Scharenstetten: Moses mit Schlange
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Literatur:
Michel Reistle: Joseph Wannenmacher ein schwäbischer Kirchenmaler des
18. Jahrhunderts und sein Verhältnis
zum Bildhauer Wenzinger; EOS-Verlag St. Ottilien, 1990